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Walkstetter Linde

Die Walkstetter Linde

 

Die Walkstetter Linde bei Bernstadt ist eine Winter-Linde, Tilia cordata. Ihr Alter wird auf 430 - 500 Jahre geschätzt. Die Kronenhöhe beträgt 20 m, die Kronenbreite 30 m und der Stammumfang in einem Meter Höhe 7,20 m.

Die Walkstetter Linde ist die letzte lebende Zeugin des ehemaligen Weilers oder Hofes Walkstetten, der 1494 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Walkstetten lag an einer ehemaligen Römerstraße, die von Urspring über Bernstadt nach Langenau und weiter führte. Wann und warum sich der Weiler oder Hof Walkstetten auflöste ist nicht bekannt. Auch die Historie der mittlerweile berühmten Walkstetter Linde liegt gänzlich im Verborgenen.

Aufgrund ihrer weitausladenden Kronenform und mit den unteren waagrecht gehenden Ästen wurde sie zwar als Tanzlinde deklariert, eine Urkunde darüber fehlt jedoch. Auf einer Flurkarte aus dem Jahr 1824 befindet sich an der Stelle der Linde ein großräumiger Platz. Die Linde muss demzufolge bereits damals etwas Besonderes gewesen sein.

Die Flurbezeichnung „An der Schießmauer“ deutet darauf hin, dass sich hier der Schießplatz befand. Tatsächlich wurden Schützenlinden – heute existieren weltweit nur noch drei Exemplare - außerhalb eines Ortes oder der Stadtmauer gepflanzt. Schützenlinden wurden der Historie nach Mitte des 16. Jahrhunderts im Ulmer Raum mit der Gründung von Schützenvereinen gepflanzt.

Auffallend ist, dass Schützenlinden geleitet wurden. Ist die alte Linde womöglich eine Schützenlinde?

Als Tanzlinde kommt die Walkstetter Linde nicht in Frage, denn weder die geschwungene Wuchsform der Äste noch der abgelegene Standort sprechen dafür. Tanzlinden standen immer im Dorf. Viel wahrscheinlicher war die Linde ein Treffpunkt oder Grenzbaum.

Bei der eindrucksvollen und einzigartigen Gestaltungsform der Walkstetter Linde handelt es sich vermutlich um ein räumlich bedingtes Phänomen. Nicht weit entfernt von ihrem Standort, auf dem Eichenberg bei Bernstadt, stehen beispielsweise zwei etwa 240jährige Linden, eine davon mit ebensolchen horizontal gewachsenen Ästen. Es ist also anzunehmen, dass die Walkstetter Linde, wenn überhaupt, nur anfangs geleitet wurde und die Krone aus genetischen Gründen zu dieser Form gefunden hat. Die Fragen bleiben offen und spinnen ein Netz aus Mythos und Kult, das sich um die ehrwürdige Walkstetter Linde rankt.
Im Vergleich zu anderen Linden ist die Walkstetter Linde langsam gewachsen und dürfte deshalb eine hohe Holzdichte aufweisen. Wie bei alten Linden üblich, sind auch hier die Stark-Äste und der Stamm hohl. Diese natürliche Alterserscheinung sorgt für die notwendige Gewichtsentlastung, außerdem müssen so keine überflüssigen Baumteile mit Nährstoffen versorgt werden. Der Drehwuchs bei der Rindenstruktur an den Stark-Ästen ist ausgeprägt, dies verleiht ihr eine überdurchschnittliche Stabilität. Die Linde hat oberhalb der Äste Zugholz gebildet, das die Äste aufrecht gegen die Schwerkraft zieht. Das partielle Reaktionsholz unterhalb der Äste wirkt unterstützend.

Die Gemeinde Bernstadt ist ja verpflichtet, das Naturdenkmal zu erhalten. Dazu wurde im Jahr 2013 ein Gutachten in Auftrag gegeben, um die Stand- und Bruchsicherheit zu untersuchen mit dem Ergebnis, dass der Baum gesund und standsicher ist. Es wurde Totholz aus der Krone entfernt, die Sicherung (Stahlseile) erneuert und zusätzlich weitere Stützen einbetoniert.
Einen kleinen Youtube-Film über die Linde finden Sie hier...

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Letztes Update: 23.05.2023

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